Jahr 2000 Interessante Auszüge aus den Protokollen  der  Historischen Stammtische.

12.01.2000

Herr Renner berichtet über die Gründung des Giroverbandes Obergurig (heutige Sparkasse) am 5.Juli 1923 und zeigt das Gründungsdokument mit den Stempeln und Unterschriften mit den Landgemeinden Obergurig, Singwitz, Schwarznaußlitz, Groß- und Kleindöbschütz, Mönchswalde und Kleinboblitz.

Herr Mach zeigt interessante Fotos, z.B. als man einst zu DDR-Zeiten den Mähdrescher "zu Grabe getragen" hatte. Er ist auch in der Lage künftig zum "Historischen Stammtisch" Lichtbilder zu zeigen.

Herr Buchheister berichtet über die erste Fahrt der im März 1953 eröffneten Buslinie Bautzen - Singwitz. Die ersten Fahrgäste waren Karl Domschke, Herbert Gruschke und Karlheinz Buchheister. Vorher fuhr der Bus von Hochkirch, Bautzen bis Boblitz (jetzige Haltestelle). Durch den Einsatz von Frau Maria Lindner, Singwitz, damals beim Rat des Kreises Bautzen kam die erweiterte Linienführung zustande. Weiterhin sprach er über den Bau und die Verwendung des Jugendheimes Singwitz und die Gefallenen des zweiten Weltkrieges aus Singwitz. Hier legte er eine Liste vor. Beim Pfarramt in Großpostwitz wird Herr Buchheister noch über die Namen der weiteren Gefallenen der Großgemeinde recherchieren. Herr Jünger wird Herrn Pfarrer Lange um Unterstützung des Vorhabens bitten.

Herr Kothe berichtet über Aufzeichnungen vom Baumeister Bautzens, Wenzel Röhrscheid den Jüngeren, über die Lieferung eines großen massiven Brunnentroges für Bautzen, welcher aus einem Stück gefertigt, 1 Meile entfernt aus dem Steinbruch aus Obergurig mühsam nach Bautzen transportiert wurde. Wo war der Steinbruch in Obergurig vor 400 Jahren?

Herr Rachlitz berichtet über eine Falschgeldbande, welche in Obergurig in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg Falschgeld hergestellt hatte. Die Werkstatt befand sich unter der Bühne des jetzt abgerissenen Kultursaales. Ausgegeben wurde das Falschgeld damals im Rheinland. In Bautzen müssen noch Gerichtsakten vorhanden sein.

Herr Jünger zeigt die Satzung sowie eine Medaille des Königlich Sächsischen Militär-Vereins zu Obergurig, gegründet am 12. November 1893, in der Fassung vom 25. April 1910. Ernst Ritscher war Vorsteher, Emil Steglich Stellvertreter des Vorstehers, Mich. Kretschmer Kassierer, Joh. Poetik Stellvertreter des Kassierers, Andreas Schiemank Schriftführer, Ernst Förster Stellvertreter des Schriftführers und Traugott Pflaume Fahnenträger. Weiterhin ein Abzeichen eines Männergesangsvereins Obergurig 1891 und ein Schriftstück über den Münzfund in der Kirche zu Großpostwitz, welcher im Herbst 1999 bei Bauarbeiten an Tageslicht kam und wahrscheinlich 1813, als im Zusammenhang mit der Schlacht bei Bautzen auch in Singwitz, Großdöbschütz und Großpostwitz (Hainitz) Kämpfe stattfanden, versteckt wurde (siehe auch Informationen 1-2000 der  Evang. Kirchgemeinde Großpostwitz Januar).

Herr Marschke berichtet, daß früher im Industriegelände nur zwei Tore vorhanden waren und die Arbeiter zum Beispiel aus Schwarznaußlitz, nur über Schlungwitz oder Singwitz das Gelände betreten konnten. Das Tor an der so genannten Alm wurde erst später angelegt, so daß nun ein Fußweg von Schwarznaußlitz direkt ins Tal führte.

Herr Großmann berichtet, daß es in Obergurig auch einen Frauenschützenverein gegeben hat, das belegen Fotos und ein Abzeichen, welche von der Großmutter seiner Frau stammen.

Die ersten 22 Seiten des Gemeindebuches von Obergurig wurden durch Herrn Buchheister in heute lesbare Schrift übertragen. Herr Buchheister wird weiterhin daran arbeiten und zum nächsten Stammtisch berichten.

 

08.02.2000

Herr Großmann berichtet über das 50jährige Spritzenjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Obergurig am  26./27. Juni 1926 an Hand einer Fest-Karte. Danach waren folgende Personen im Ehren-Ausschuß:

 

Kommerzienrat W.Busch, Bautzen

Kommandant Engemann, Großpostwitz

Oberlehrer Freyschlag, Obergurig

Dr. med. Martschke, Obergurig

Betriebsleiter Müller, Doberschau

Fabrikbesitzer H. Raußendorf, Kl.-Boblitz

Brauereibesitzer Ritscher, Mönchswalde

Steinbruchbesitzer Ritscher, Obergurig

Fabrikdirektor Schwarz, Obergurig

Brauereidirektor Sohrauer, Bautzen

 

Zum "Festkommers" am 26.Juni 1926 Abends 7 Uhr im Erbgericht Hänsel wirkten unter anderen mit:

das Bautzner Konzertorchester

der Männerchor des Männergesangsvereins Obergurig

Turnerinnen und Turner des Turnvereins Obergurig (D.T.)

Verein der Naturfreunde Obergurig mit Volkstänzen

Kraftklub "Sigfried" Obergurig

 

Am Sonntag erfolgte bereits Früh 6 Uhr das "Wecken". Vormittags wurden Übungen durchgeführt und nach einer gemeinsamen Mittagspause mit musikalischer Unterhaltung im Erbgericht Hörnig wurden dort auch die Wehren und Ortsvereine empfangen bevor dann um 2 Uhr der Festzug stattfand. Um 5 Uhr fand dann auf beiden Sälen der  Festball statt.

(Der Sal des Erbgerichtes Hänsel war der 1999 abrissene Kultursal und der Sal im Erbgericht Hörnig wurde zu DDR-Zeiten als Industrieverkaufstelle des Konsums genutzt. Jetzt im Besitz von Familie Schubert, dort Quelle-Agentur)

Durch die Erwähnung des Arztes Dr. Martschke im Ehren-Ausschuß oben, kommt die Frage nach Ärzten in Obergurig auf. Herr Buchheister berichtet, das nach Dr. Marschke, Dr. Albert auf der Bergstraße, dort wo jetzt der Zahnarzt seinen Sitz hat, praktizierte bis er nach Großpostwitz ging. Danach ist dort die Gemeindeverwaltung eingezogen. Herr Jünger merkt an: Im jetzigen Gemeindeamt war der Zahnarzt Dr. Eberlein, der dann auf die Bergstraße umsiedelte (Nachfolger: Dr.Weißenborn, Dr.Groh, Dr.Löschau), als das Gemeindeamt in sein jetziges Domiziel zog.

Herr Buchheister und Herr Jünger erzählen von einen Mord auf offener Bühne im Sal des Erbgerichtes Hänsel. Bei einem Theaterstück mit Laiendarstellern war eine Pistole vom Täter scharf geladen wurden. Dadurch kam Fräulein Erna Pöthig (eine Schwester des Schneidermeisters Pöthig, Bergstraße) vor allen Zuschauern ums Leben. Es geschah auf der gleichen Bühne unter welcher auch Falschgeld hergestellt wurde (siehe Informationen zum 2. Stammtisch).

Herr Reck verliest den Originalbericht von Herrn Hans Pfeil, Obergurig über den Treck (Flucht) der Einwohner nach Böhmisch-Leipa vom 6. bis 16.Mai 1945, bei dem die jungen Mädel Eva Pfeil und Renate Wirth durch Tieffliegerbeschuß am 9.Mai verletzt und das 15jährige Mädchen Ilse Haupt durch Herzschuß von einen Flugzeug aus getötet wurde. (Aus diesen Bericht wurde auch 1995 von Herrn Hilmar Urban im Amts- und Mitteilungsblatt Nummer 4/95 der Gemeinde berichtet).

Herr Jünger hat bezüglich der Gefallenen des zweiten Weltkrieges eine Liste mit den Namen der Gefallenen der Ortsteile aufgestellt (Quelle Gedenktafel in der Kirche zu Großpostwitz), legt diese vor und übergibt sie Herrn Buchheister welcher bemerkt, daß diese noch ergänzt werden muß, da die Katholischen und die Atheisten sowie die Evangelischen von Singwitz, die früher zur Michaeliskirche in Bautzen und die von Obergurig und Schwarznaußlitz welche zu Wilthen gehörend, wohl fehlen. Herr Buchheister wird die Sache weiter verfolgen.

Nun berichtet Herr Buchheister über seine Nachforschungen zum Jugendheim und Kindergarten Singwitz: 1947 wurde das Jugendheim eröffnet. Es wurde aus Barackenteilen der Pulverfabrik und des Lazarettes gebaut. Der Initiator des Jugendheimes und des Kindergartens war ein gewisser Siegfried Graupner. Er wohnte in Singwitz in der Mühle, seine Frau war eine geborene Jasper. Er hat 1946 im Auftrage des Bürgermeisters, Herrn Domschke sowie Wagner und Larras mit dem Aufbau begonnen. Im Buch von Hans-Gerd Schubert, "Ich wollte nie ein weißer Uhu sein", wird im biografischer Bericht über Siegfried Graupner über diese Zeit berichtet. Diese Baracke wurde als Kindergarten und für die Jugend genutzt. Das Zimmer nach dem Eingang rechts war für die Jugend. Küche, Gaderobe und Zimmer als Kindergarten, die Toiletten waren draußen. Viel später wurde die Baracke von Fortschritt  übernommen, abgerissen, massiv wieder aufgebaut und als Büro für den Maschinenversand genutzt.

Herr Jünger zeigt ein Firmenschild von Raußendorf, wie es an den Strohpressen und Dreschmaschinen angebracht war, sowie ein Original Schreiben mit Werksansichten vom Werk Singwitz, Zweigwerk Tetschen CSR und Stammwerk Klein-Boblitz der Technischen Abteilung vom 27.8.35 an den Monteur Möhn damals in Aue, unterzeichnet von Gerhard Raußendorf. Im Zweigwerk Tetschen wurden Einzelteile zu fertigen Maschinen zusammengebaut, da damals der Import von Landmaschinen in die CSR verboten war.

Zum Stammtisch am 12.1.2000 berichtete Herr Großmann über einen Frauenschützenverein. Heute legt Herr Jünger dazu das Foto des Abzeichens sowie Kopien von Fotografien vom Umzug und vom Schützenfest mit Frauen des Vereins vor. Alle Abbildungen sind bereits im Ortskanal Obergurig (oko) zu sehen gewesen.

Herr Jünger zeigt eine Medaille anläßlich des 25 jährlichen Jubiläums der Gründung des Unterstützungsvereins von Obergurig und Umgebung am 13. August 1899. Die Fahne des Vereins ist ebenfalls noch vorhanden und wurde zuletzt in der Ausstellung anläßlich der 725-Jahr Feier von Obergurig gezeigt.

Herr Jünger berichtet, daß Herr Ehrenfried Dohmann, aus Mönchswalde stammend, die Forschungsergebnisse seines verstorbenen Bruders Hans Dohmann über die Geschichte von Mönchswalde besitzt und bereit ist diese zur Verfügung zu stellen. Herr Hans Dohmann wollte einen Vortrag zu diesem Thema vor dem Heimatverein halten, ist dann leider plötzlich viel zu früh verstorben.

Herr Mach zeigt anschließend bisher unveröffentlichte Dias von der Gemeinde, der Feuerwehr Schwarznaußlitz und vom Fortschrittwerk, insbesondere die 1977 gedrehte Fehrnsehserie "Spreepartie" betreffend. Dabei waren unter Anderen der damalige Bürgermeister Herr Heinz Lehmann, die Herren Herbert Rau, Alwin Scholz, August Reck, Kurt Hantsch und Schuldirektor Karl Heinz Heinzke zu sehen.

 

08.03.2000

Herr Rachlitz informiert die Anwesenden über zwei geplante Aktivitäten des Heimatvereins:
Historisches Wäsche waschen an der Spree. Hierbei sollen Frauen in historischer Kleidung und mit alten Waschgerät zeigen wie unsere Vorfahren Wäsche gewaschen haben.

Durchführung eines Trödlermarktes

Herr Mach zeigte alte Dias und Papierbilder zur Geschichte von Obergurig. Dabei konnte ein Foto mit einer Holzbrücke über die Spree nicht vollständig erklärt werden. Es gibt weiterhin ein altes Bild zur Papierfabrik Obergurig, welches auch in einem Kalender der Sparkasse abgebildet war, dieses Bild gibt uns auch noch viele Rätsel, besonders zum Spreeverlauf und der Gebäudedarstellung, auf.

Herr Jünger zeigte Dias der Gemeinde von 1962. Ein Teil davon war schon im Ortskanal zu sehen. Auch das Bad und die alte Linde in der Brauerei Mönchswalde war in alter Schönheit zu sehen. Besonders freuten sich die Anwesenden über die Aufnahme vom alten Gasthof Teichert.

Herr Rachlitz zeigte Fotos über die Grundsteinlegung zur heutigen Turnhalle aus dem Jahre 1988. Dabei wurde ein Kassette mit Dokumenten zur Zeitgeschichte und eine Kassette mit Verpflichtungen der damaligen Jungen Pioniere eingemauert. Letztere sollte im Jahr 2000 geöffnet werden, um nachzuschauen was aus den Verpflichtungen geworden ist. Leider konnte kein Anwesender Auskunft über den Ort und einen möglichen Zugang zu dieser Kassette geben. Wer kann sich daran erinnern  und Auskunft über den Verbleib geben? Weiterhin zeigte Herr Rachlitz unter anderen Fotos vom Bau der Kabeltrasse der Antennengemeinschaft, vom ersten Trödlermarkt und vom Weihnachtssingen.

Zum Stammtisch im Februar wurde über Ärzte in Obergurig gesprochen. Nun gibt es auf Grund von Hinweisen durch Frau Marschke, ihr Ehemann Hans übergab einen von ihr verfassten Bericht, welcher in die Chronik aufgenommen wird, eine Fortsetzung speziell zur Zeit nach 1945. Frau Pfennig konnte zur weiteren Aufklärung der medizinischen Betreuung besonders vor 1945 beitragen. Zur Zeit ergibt sich folgender Erkenntnisstand:

Reihenfolge der Allgemeinmediziner:

Dr. Albert, er praktizierte im Vereinszimmer vom Erbgericht Hänsel und fuhr mit einem Dreirad über Land.

Dr. Martschke

Dr. Hoffmann bis etwa 1938 (dann gab es keinen Arzt mehr in Obergurig)

Dr. Zieschang führte nach 1945 die Mütterberatung durch und hielt eine wöchentliche Sprechstunde ab (Im jetzigen Kindergarten und in Hules Gasthaus).

Nach dem Bau des Ambulatoriums im Fortschrittwerk übernahmen die dortigen Ärzte auch die Betreuung der Einwohner. Eine davon war Frau Dr. Beckert, welche nach ihrer Tätigkeit als Sportarzt in Bautzen, in Obergurig noch zu DDR-Zeiten, die Staatliche Arztpraxis übernahm.

In Singwitz praktiziert Dr. Richter seit 1.4.1991.

Eine Korrektur zur Aussage vom Stammtisch Februar: Der Zahnarzt Dr. Eberlein praktizierte nur im heutigen Gemeindeamt und nicht auch auf der Bergstraße

Frau Pfennig informierte die Anwesenden, daß an der Böhmischen Brücke in Flußrichtung links ein öffentliches Waschbrett vorhanden war, an dem noch lange nach dem Krieg die Frauen die Wäsche geschweift haben. Eine Bleiche war auf dem Dorfplatz oberhalb des Dorfteiches vorhanden.

Der beim Stammtisch am 8.2.2000 erwähnte Mord auf offener Bühne, hat sich nach Erzählung von Frau Thea Pfennig anders zugetragen. Es war kein Mord, sondern eine fahrlässige Tötung. Bei einem Theaterstück „Die Räuber“, des Turnvereins kam es in der Garderobe zu einem techtelmechtel zwischen dem Frisör Brückner aus Bautzen, welcher die Schauspieler schminkte und dem 17jährigen Mädchen Hertha Pöthig, in dessen Verlauf sich ein Schuß aus der privaten Pistole des genannten Frisörs löste, welcher das Mädchen tödlich verletzte. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Es soll so um 1920 gewesen sein.

Ein weiterer Mord geschah nach der Erzählung von Frau Thea Pfennig 1913. Der Kutscher Hentsch beim Gastwirt Hänsel, war verliebt in die Dienstmagd Frieda Krenitz, welche beim selben Gastwirt diente. Aus Eifersucht oder vor Liebeskummer besorgte er sich eine Pistole und lauerte Frieda an einem Sonnabend, als noch auf  beiden Sälen immer Tanz war, an der Schmiede Wirth auf, um sie zu erschießen. Anschließend flüchtete er in Richtung Spree, dabei immer Schüsse abgebend. Am Wege an der Spree, zwischen Wilthener Straße und Mittelweg in Kleindöbschütz, erschoß er sich dann selbst.

Herr Jünger hat von Herrn Johannes Pilz alte Unterlagen zum Wohnhaus des „Steuer-Katasters des Dorfes Obergurig unter dem Besitz-Konto Nr. 2“ erhalten. Daraus geht z.B. hervor, daß im Januar 1844 als Besitzer George Grollmuß vorgefunden wurde. Am 31.3.1853 wurde das Haus von Magdalena Grollmuß gekauft. Diese verkauft am 10.7.1872 an Johann George Valentin. Am 8.10.1886 kommt das Haus an den Steinmetzen Johann Georg Heine, im Kaufvertrag als „Nr. 3 des Brandcatasters“ bezeichnet. In diesem Hause war nach Frau Thea Pfennig in den Kriegsjahren die Post von Obergurig, welche von Frau Ilse Schreiber, geborene Heine besorgt wurde. Ihr Vater, Herr Johann Heine, der das Haus von seinem Vater am 3.3.1923 für 200.000 Mark inklusive 4 Ziegen und 4 Hühner gekauft hatte, betrieb ab 1.5.1930 einen Gas- und Wasser- Installateurhandwerksbetrieb. Er verstarb am 29.7.1944. Später unterhielt Herr Karl Heinrich dort, wohl in den Räumen der ehemaligen Post, die zu Neus auf die heutige Bergstraße gewechselt war, eine Rundfunkwerkstatt.

Herr Kothe zeigt eine „Zeichnung zur Aufführung eines Dammes zwecks Benützung des Spielplatzes als Eisbahn“ von 1913 vom Turnverein Obergurig. Er konnte dies im Archiv der Unteren Wasserbehörde im Landratsamt Bautzen finden. Es handelt sich um die Wiese nördlich der Steindeckerbrücke an der ehemaligen Mühle Nitsche in Obergurig. Handelt es sich hier um den ersten Sportplatz des Turnvereins Obergurig ?

Es kam auf Grund eines alten Zeitungsberichtes, welchen Herr Kothe vorlegte, zur Diskussion über den Standort einer Papiermühle in Singwitz und ein Halbstoffwerk in Schwarznaußlitz. Herr Polpitz bemerkte, daß die Papiermühle in der Singwitzer Mühle zu suchen wäre. Auch seinen im Spreetal noch mindestens zwei Turbinenhäuser vorhanden gewesen.

Auf Grund des von Herrn Jünger gezeigten alten Dias mit der ursprünglichen Holzbaracke am Sportplatz, kam von Anwesenden der Hinweis, daß es sich bei dieser Baracke um eine der Baracken, welche auf dem Gelände der Wohnungsbaugenossenschaft gestanden haben, handelt. In diesen Baracken waren nach 1945 Umsiedler untergebracht. Wir suchen davon noch Zeitdokumente.

Herr Rachlitz legte eine bearbeitete Steinkugel von etwa 5cm vor, welche er auf dem Feld hinter seinem Grundstück vor 2 Jahren aufgelesen hat. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Geschoß aus einer Feldschlange (altes kleines Geschütz). Es könnte im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen von 1813 stammen, als auch in Großpostwitz gekämpft wurde. Er berichtete, daß viele Häuser im ehemaligen Kampfgebiet Kanonenkugeln eingemauert haben.

 

12.04.2000

Die ersten 94 Seiten des Gemeindebuches von Obergurig wurden durch Herrn Buchheister in heute lesbare Schrift übertragen. Herr Buchheister wird weiterhin daran arbeiten und berichtet nun über den Inhalt der ersten Seiten:

Deckblatt: Gemeindebuch für Obergurig, 477 Blatt enthaltend. An dasselbe sind alle und jeder bei Verhandlungen der Gemeinde ratgebend  gefassten Beschlüsse nach § 46 der Landgemeindeordnung vom 7ten November 1838 gehörig einzutragen. Stolpen am 1the Mai 1839, Königl. Justize Amt daselbst – Schreiber -

Auf der ersten Seite, mit Datum vom 15ten Juni 1839, wird die Einführung der Landgemeindeordnung in Obergurig unter Federführung des Justizamtmannes Schreiber aus Stolpen und namentlich allen Anwesenden protokolliert.

Hier wurde, mit Festsetzung am 16ten Juni der Gemeindeausschuß gewählt. Auch der Amtsschwur ist protokolliert. Erwähnt ist auch, daß der Gemeindeälteste Frenzel, seine Wohnstube unentgeltlich für Versammlungen des Gemeindeausschusses zur Verfügung stellte.

Er erläuterte, das zu dieser Zeit Obergurig zweigeteilt war, erstens ein Teil zum Amt Stolpen gehörend und zweitens ein Rittergutsgemeindeteil bestand.

In der Versammlung am 6ten September 1839 wurden die hinzuleistenden Gemeinde Anlagen (Steuern) nach langwierigen Beratungen einstimmig beschlossen. Weiterhin wurde der Schulvorstand und der Schulgeldeinnehmer bestimmt. Letzterer erhielt für seine Bemühungen alljährlich einen Thaler aus der Gemeindekasse.

Weitere Versammlungen des Gemeindevorstandes folgten am 8ten Dezember 1839, 29ten März 1840 und 20ten April 1840, hierbei ging es vorrangig um den Wegebau in der Gemeinde, um Abgaben an die Gemeinde und um die Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben der finanziellen Mittel.

In der Versammlung am 28ten Juni 1840 wurde für die hiesige Comun ein Salzschenker oder Salzvertheiler bestimmt.

Das Schulgeld wurde in der Versammlung am 12ten August 1841 auf einen Neugroschen pro Schulkind und Woche festgelegt, mithin jährlich 45 Neugroschen oder ein und einen halben Thaler.

Am 10ten April 1842 wurde bestimmt, daß sich die Gemeinde Obergurig an die Gemeinde Döbschütz anschließe und der dortige „Tag- und Nachtwächter“ aus seiner Wohnung die Gemeinde Obergurig mit in Augenschein nehme.

Für den Erwerb der Erbschänke müssen 150 Thaler bezahlt werden, wurde am 13ten März 1843 festgelegt.

In den Protokollen wird von einer Oberen und einer Unteren Erbschänke berichtet, wo war nun welcher Gasthof und wer waren deren Besitzer? Waren das die späteren Gaststätten Teichert und Huhle?

In einer weiteren Versammlung des Gemeindevorstandes wurde beschlossen, den Dorfteich zu entschlammen und den Schlamm zu verkaufen, sowie den Teich zu verpachten.

Am 18ten Dezember 1844 erfolgte die Neuwahl des Gemeindevorstandes.

Der neue Gemeindevorstand verweigerte in der Versammlung am 15ten Januar 1845 einen Werkmeister der Papierfabrik Obergurig die Heirat einer Frau aus dem Ort, weil er keinen „Heimatschein“ vorlegen konnte, er selbst stammte aus Schlesien.

Herr Mirtschin spricht über die Mühlen im Spreetal, dabei entsteht die Frage: Die Singwitzer „Mühle“ welche Bedeutung hatte sie? War dieses Bauwerk die Singwitzer Papiermühle? Oder existierte diese Papiermühle an der Stelle der späteren Raussendorf’schen Fabrik? Weiterhin unterrichtet Herr Mirtschin die Anwesenden, daß die Wehre in der Spree etwa 300 Jahre alt sind. Diese Wehre, insbesondere das der „Nitsche Mühle“ in Obergurig, müssen unbedingt der Wasserverhältnisse, auch der Böhmischen Brücke wegen, erhalten werden! Er berichtete auch, daß es bei der späteren Maschendrahtfabrik zwei Turbinen gab, die ältere kaufte bereits 1908 das Sprengstoffwerk. Aus den Unterlagen des Staatsarchivs in Bautzen erfuhr Herr Mirtschin, daß nach dem 1.Weltkrieg für das Singwitzer Industriegelände eine Verwaltungs- und Nutzungsgesellschaft (Treuhand) entstand, welche die Betriebe verwaltete. Auch den Anbau am Turbinenhaus für den Dieselgenerator ließ diese Gesellschaft errichten.

Herr Jünger erläuterte die Stromversorgung der Oberguriger Papierfabrik. Er erwähnte auch die Art und Weise der Verladung und den Transport der Erzeugnisse der Papierfabrik und der Pulverfabrik mit Pferdewagen zum damaligen Güterbahnhof Singwitz, Herr Buchheister ergänzte diese Ausführungen.

Herr Renner erläutert an Hand der Schwarznaußlitzer Chronik (von Karl Lahode) den Standort des Halbstoffwerkes im Ort, als Teil der Oberguriger Papierfabrik (siehe Niederschrift zum 4. Stammtisch Punkt 15.).

Herr Großmann hatte sich bereit erklärt zu Bränden in den Ortsteilen der Gemeinde Nachforschungen anzustellen. Heute berichtet er, daß dazu in Bautzen keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Lediglich zu den Mannschaftsstärken der einzelnen FFW’s gibt es Unterlagen.

Herr Jünger verliest die Festrede anläßlich des 75jährigen Jubiläum der Großdöbschützer Feuerwehr: Die Gründung erfolgte 1905, am 11. März 1906 waren unter dem Wehrleiter Johann Gruhl aus Mönchswalde 35 Feuerwehrmänner einsatzbereit. Die Wehr war in den Anfangsjahren zu vielen Löscharbeiten unter anderen in Ebendörfel, Doberschau, auch bei Bränden in der Gemeinde, wie der Oberguriger Papierfabrik, des Rittergutes, der Mönchswalder Brauerei, der Großdöbschützer Mühle und der Tischlerei Lischke eingesetzt. 1910 zählte die Wehr bereits 64 Feuerwehrmänner. Erschwerend war, das damals nur durch Hornbläser alarmiert werden konnte. Weiterhin berichtet Herr Jünger aus der Chronik der Feuerwehr von Obergurig, welche 1876 und aus der Chronik der Feuerwehr Singwitz, die 1924 gegründet wurde. Als im Jahre 1950 der Zusammenschluß der Ortsteile zur Gemeinde Obergurig erfolgte, wurden auch die Feuerwehren zusammengefaßt, es entstanden 4 Kommandostellen unter einer Leitung.

Zum Schluß trug Herr Kothe noch Auszüge aus Verordnungen der Sächsischen Staatsregierung aus den Jahren von 1872 bis 1915 vor, die er im Staatsarchiv gefunden hatte. So wird in der Verordnung vom 9. Juli 1872 erstmals für Sachsen das Rechtsfahrgebot im Straßenverkehr festgeschrieben.

Das Königlich Sächsische Finanzministerium teilt in einem anderen Schreiben mit, daß seine Majestät der König Allergnädigst geruhe einen Bautzener Baurat den Titel und den Rang als „Finanz- und Baurat in der IV. Klasse, Gruppe 1 der Hofrangordnung“ 1904 zu verleihen.

In einem Schreiben des Königlich Sächsischen Ministerium des Innern vom 7. Mai 1914 wird bekannt gemacht....im Interesse des Heimatschutzes sind Alleen und einzelne Bäume an Straßen zu erhalten und zu erweitern, Begründung: „besagte Bäume dienen als Nistplätze für insektenvertilgende Vögel. Der Landwirtschaft entsteht durch Schattenwirkung und der aussaugenden Kraft der Wurzeln kein meßbarer Schaden.

Die Königliche Amtshauptmannschaft Bautzen bezieht sich auf den §7 des Forst- und Feldstrafgesetzes vom 26. Februar 1908 und erinnert die Bevölkerung, daß jegliches unbefugtes Abpflücken, Abreißen und Auflesen herabgefallenen Obstes von den an Staatsstraßen anstehenden Bäumen verboten ist und als Felddiebstahl mit Geldstrafe von einer Mark bis zu dreihundert Mark oder mit Haft bestraft wird.

 

10.05.2000

Herr Polpitz berichtet über alte Wege in der Gemeinde. Er hat in alten Flurkarten, Grundbucheintragungen und Wanderkarten recherchiert. Über folgende alte Wege wurde diskutiert:

Weg in Verlängerung der Bahnhofsstraße nach Osten Richtung Ebendörfel (Leichenweg?) Dieser Weg ist überackert.

Weg Richtung Boblitz, oberes Drittel der Steinza nach rechts nordöstlich. Dieser Weg kreuzte den alten Hohlweg von Döbschütz nach der Schleppe. Dieser Weg ist in Fragmenten erhalten aber nicht durchgängig.

Weg von Großdöbschütz nach Bautzen, vorbei an der Schleppe. Dieser Weg wurde wieder vorgerichtet, soll aber schon wieder teilweise verwildert sein, da leider zu wenig benutzt.

Weg von Singwitz nach Bautzen, kürzte die Straße ab und ging quer durch die heutige Obstplantage. Ist nicht mehr vorhanden.

Weg von alten Dorfzentrum Obergurig nach Wilthen, der Kirchweg, er wurde wieder vorgerichtet.

Diese Wege, es gibt noch mehr ehemalige Wege in unseren Territorium, sollten nicht ganz vergessen werden, sind sie doch Teil unserer Geschichte. Aber nicht alle können wieder hergestellt werden.

Von Frau Ast, nun in Leipzig bei der Tochter wohnend, wurden uns alte Fotos von Raussendorf und vom Fortschrittwerk übergeben. Diese erhält Herr Mach zum abfotografieren.

Herr Rachlitz legt einen Stempelabdruck der Gemeinde Mönchswalde vor, wie er bis nach 1947 verwendet wurde. Der kreisrunde Stempel zeigt in der Mitte das Bild eines bärtigen Mönchskopfes vor 4 Tannen. Man kann hier von einem so genannten „sprechenden Wappen“ ausgehen. Obergurig war von den Nazis als Ortsnamen nicht mehr verwendet worden, da der Name nicht deutschen Ursprunges sei.

Herr Jünger legt eine Fotokopie des Atlas der Oberlausitz von Peter Schenk aus dem Jahre 1759 vor, in dem zwischen Obergurig und Mönchswalde eine Ortschaft „Wüstena“ eingetragen ist. So bezeichnete man durch Krieg oder Feuersbrunst eingegangene Ortschaften, die nicht mehr bewohnt, also „wüst“ waren. Er stellt die Hypothese auf, daß es sich nur um Kleinboblitz handeln könne. So wird diese Ortschaft im Stadtbuch von Bautzen schon 1519 erwähnt, jedoch klafft dann eine Lücke bis zur nächsten Erwähnung 1777.

Weiterhin legt Herr Jünger vier bisher bekannte Wasserzeichen der Oberguriger Papierfabrik vor. Mann sollte beim Betrachten alter Dokumente diese auch mal nach Wasserzeichen untersuchen.

Herr Reck legt einen „Kaufs- Recognition“ vom 30. März 1850 über die Feldpärzelle No107 des dieseigenen Flurbuches vor.

Herr Buchheister hat folgende alte Dokumente erhalten und berichtet daraus:

Einwohnerverzeichnis Singwitz 1866-67

Kaufurkunde und Hypothekenbrief 1850

Schreiben an den Gemeindevorstand Singwitz 1875

Andreas Pahn war Schenkengutsbesitzer und Bürgermeister von Singwitz 1866

Ernst August Berger war Mühlenbesitzer in Singwitz und Inhaber der Pulvermühle in Schwarznaußlitz* 1866 war er 30 Jahre alt und besaß auch eine Brettschneidemühle. 1867 verpachtet er für 280 Neugroschen inc. 43 Neugroschen Grundpacht an George Simon auch Bäckerei und Schankwirtschaft. Die Getreidemühle mit 1 Mahlgang für 5 Monate Betriebszeit und einen Spitzgang für 4 Monate Betriebszeit. Der Bäckergeselle erhielt 2 Neugroschen Wochenlohn. Weiterhin wurde ein Mühlenknappe und eine Viehmagd genannt.

Herr Jünger legt einen alten Flurstücksplan von Schwarznaußlitz vor. Darauf ist zu erkennen, daß die Schwarznaußlitzer Flur bis an die Spree nach Schlungwitz reicht. Das erklärt auch den Standort einer (*) Pulvermühle und eines vorher genannten Halbzeugwerkes in Schwarznaußlitz, diese lagen also alle im Spreetal auf Schwarznaußlitzer Flur.

Herr Buchheister legt verschiedene Hefte des „Wolkenreiters“ vom Jahr 1928 vor. Danach war Walter Haupt, Lehrer in Obergurig der verantwortliche Redakteur dieser Zeitschrift.

 

21.06.2000

Herr Renner erzählt: Frau Böhmer wohnte in der Baracke auf dem Standort wo später die AWG entstand. Sie waren am 22.1.1945 aus Schlesien raus in Melaune gewesen. Im Sommer kamen sie nach Obergurig. Anfang September mit den Eltern, Familienname Raphael. Vor ihnen waren auch schon Belegungen in der Baracke. Waren dann bei dem Stellmacher Hermann Weber beschäftigt.

Herr Rachlitz regt an, besonders Zeitzeugen der Zeit nach 1945 zu hören und diese auf Tonband aufzunehmen. Herr Renner und Rachlitz wird beginnen, Frau Kieschnik zu befragen.

Herr Jünger berichtet über die Glocke auf dem Friedhof in Obergurig. Diese hing vor 1882 auf dem Kirchturm von Großpostwitz. Sie wurde 1797 aus zwei alten Glocken von Großpostwitz gegossen und trägt folgende Inschrift: JOHANN JOSEPH KITTEL; AUS NIXDORF. IM SOHLAND AO 1797, GOSS MICH. JOHANN GOTTHOLD BÖHMER, CONSUL ET INSPECTOR VON POSTWITZ.

Herr Rachlitz zeigt Bilder von Trödlermärkten in Obergurig. Herr Jünger wird diese im Ortskanal oko veröffentlichen.

Herr Groß besitzt eine Chronik der Sorben der Domowina Ortsgruppe Lucica Singwitz ab 1926. Er wird aus dieser Chronik  vortragen.

Herr Buchheister berichtet über weitere Übersetzungen aus dem Gemeindebuch ab 1848. Die Frage, was ist ein Heimatschein und welche Bedeutung hatte er? Konnte nicht geklärt werden.

Her Max Träger betrieb vor 1945 in Kleindöbschütz eine Tankstelle. Diese wurde in den 60er Jahren an Fortschritt verkauft und die Behälter dort eingegraben.

Herr Marschke berichtet über einen Buldockfahrer, der 1958? Beim Fortschrittwerk über die Eisenschinen und in die Spree gefahren war.

 

11.10.2000

Herr Jünger erläutert die Geschichte der Glocke vom Friedhof in Obergurig. Aus zwei alten Großpostwitzer Glocken wurde diese im Jahre 1797 gegossen. Folgende Inschrift ist darauf zu lesen:

„ Johann Joseph Kittel; aus Nixdorf. Im Sohland AO 1797, Goss mich. Johann Gotthold Böhmer, Consul et Inspektor von Postwitz.“

Herr Jünger zeigte den Glockentaler in Verbindung mit einer schriftlichen Erläuterung,    erhältlich in der Evang. Kirchgemeinde Großpostwitz.

Es wurde über die ehemaligen Pläne unserer Mühle (an der Turnhalle) sowie über 2 angrenzende Häuser erzählt.

Herr Rachlitz berichtete über die Vorstellung, die Mühle als Gaststätte zu nutzen und das   Mahlwerk wieder in Gang zu setzen. Leider haben sich diese Pläne z.Z. noch nicht verwirklicht.

Herr Valentin berichtet über angedachte Möglichkeiten, die Halle vom Musterbau als Landwirtschaftsmuseum auszubauen, ausgeführt vom Heimatverein.

In einer Diskussionsrunde wurde das Herbstfest 2000 in Obergurig ausgewertet. Besonders ansprechend und gut besucht war die Veranstaltung in der Äppelweinschenke. Sehr viel Mühe und Aufwand bereitete ebenfalls die Demonstration des einstigen Wäschewaschens. Nach Meinung der Teilnehmer wäre es künftig zu überdenken, einige Veranstaltungen zentraler durchzuführen. Im Jahr 2001 feiert der OT Singwitz sein 780jähriges Jubiläum.

In einem Dia-Vortrag zeigte Herr Jünger alte Bilder von Bautzen, die er auf dem Schulboden aufgestöbert hatte. Hierbei konnte man sehen, wie sehr sich Bautzen bis heute verändert hat.

Herr Großmann wusste zu berichten, dass am 31.10.1947 die Laienspielgruppe Lehn auf der Milchrampe in Großdöbschütz in Aktion trat.

Ebenfalls wurden von Herrn oder Frau Lehmann ein alter Stempel sowie Rechnung der Feuerwehr vor 1945 gefunden.

Herr Valentin wusste ebenfalls etwas Interessantes hinzuzufügen: 1925 wurde eine Bullengemeinschaft Obergurig gegründet, wobei Mönchswalde erst 1942 in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. 1947 löste sich diese Gemeinschaft auf.

Herr Buchheister fragt an, ob jemand noch Aussagen zu einem Bienenverein machen kann, der hier eventuell existiert haben soll.

 

08.11.2000

Herr Renner zeigte alte Bilder vom Frenzelborn (aufgenommen um 1935) sowie vom Mönchswalder Berg um 1895. Julius Frenzel war Bürgerschullehrer in Bautzen, er lebte von 1861 – 1935. Die Fotografie stammte etwa aus dem Jahr 1910. Ein weiterer Bürgerschullehrer war Herr Moritz Albin Dinter (1840 – 1919). Nach ihm wurde ein Wanderweg bebnannt. Ein Foto von ihm und seiner Frau Christine Dinter geb. Lehmann stammt aus dem Jahr 1905. Im August 1960 entstand ein Foto von Heinz Blumenschein (Urenkel von M.A.Dinter) sowie seinem Sohn Dieter (Ur – Urenkel von M.A.Dinter).

Ein aktuelles Foto von Heinz Blumenschein, seiner Frau Barbara stammt vom 02.10.2000.

Herr Jünger zeigte aus seinem Privatbesitz einen alten Flaschenverschluss mit der Aufschrift „Brauerei Mönchswalde“

Herr Buchheister ist z.Zt. damit beschäftigt, das alte Protokollbuch von Mönchswalde aus der altdeutschen in die neuzeitliche Schrift umzuschreiben. Dabei tritt mehrfach der Begriff „Heimatschein“ auf. Sein Inhalt konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Der „Historische Stammtisch“ und der Heimatverein bitten die Bevölkerung, alte Dokumente (Bilder, Dias, Urkunden u.ä.) nicht wegzuwerfen, sondern zur Einsichtnahme zu übergeben bzw. zu leihen, um die Geschichte des Ortes zu vervollständigen.

Demnächst sollen im Ortskanal alte Bilder gezeigt werden, deren Inhalt noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Wir bitten um Mithilfe.

Des weiteren werden im Kanal Dias vom Heimatfest 1957 gezeigt.

Im letzten „Historischen Stammtisch“ ging es um den ehemaligen Bienenverein. Frau Wirth konnte dazu eine Urkunde (1904) und ein Bild zeigen.

Herr Buchheister liest Auszüge aus seiner Arbeit (s.Pkt.4) vor.

Herr Groß berichtet über die Geschichte des Wendischer/Sorbischer Verein, „Luzica“Obergurig im Bund Lausitzer Sorben „Domowina“, gegründet 1921. Davon existieren Protokollbücher. Der Inhalt der Vereinsarbeit bestand aus: Jugendarbeit, Frauenarbeit, Theaterring, Laienspielabteilung 1951/52, Chor (Auftritte in der Gaststätte Rachlitz), Kulturveranstaltungen, ein jährlicher Ausflug.

Dieser Verein zählte 1953 – 240 Mitglieder

heute – 10 Mitglieder. 1981 feierte er sein 60- jähriges Bestehen.

In der Halle des Singwitzer Friedhofes befindet sich eine Glocke von dem berühmten Glockengießer Friedrich Gruhl.

Er lebte und arbeitete von 1778 – 1852 in Kleinwelka und erlangte Weltruhm. Seine Vorfahren stammen aus Schwarznaußlitz : Hans Gruhl geb.1682

Peter Gruhl geb. 1718.

Sein Berufswunsch war Schneider, doch sein Vater ließ ihn den Beruf des Glockengießers erlernen. Er entwickelte sich zum technisch perfektesten Meister dieser Kunst. Nach seiner Heirat eröffnete er eine Gießereiwerkstatt in Kleinwelka, wo er anfangs nur Feuerspritzen, Kupferkessel, Heber und Rohrzieherei herstellen bzw. betreiben konnte. Deshalb goss er heimlich eine Glocke und ließ sie eines Tages läuten. Nach den Befreiungskriegen wurde er von Hofbaumeister Thormeyer aus Pillnitz, wo er im Residenzschloss Rohre verlegte, an König Fr. August dem Gerechten empfohlen. Er verlieh ihm den Goldenen Ehrenpreis und ließ ihn für die neue Kirche in Bischofswerda sowie fürs Rathaus und den Bischofssitz alle Glocken gießen. Somit besitzt Bischofswerda die meisten Glocken von ihm, 6 Stück. Außerdem schloss er Bekanntschaft mit bedeutenden Künstlern, wie Schinkel. Auch das 5-er-Geläut vom Bautzener Dom goss Gruhl 1827. Überanstrengt von reisen und Arbeit starb er 1852. Sein Sohn führte das Werk fort.

Die Singwitzer Glocke war viele Jahre in Großpostwitz installiert. 1923 wurde sie nach Singwitz gebracht und am 07.10. geweiht.

Die Glocke trägt folgende Inschrift:

DER GEIST GIEBT ZEUGNISS UNSEREM GEISTE DASS WIR GOTTES KINDER SIND:

ROEM:8.16.

GEGOSSEN VON FR.GRUHL IN KLEINWELKA

1882

MOJA HNADA BUDZEJAKO, RANSA

MROCEL POLNA ROSY

A JAKO ROSA:

KIZ SO RANO ROZLIWA HOSEA 6.4.

Über dem Text befindet sich auf der östlichen Seite Weinlaub  - auf der westlichen Seite eine Taube mit Strahlenkranz.

 

13.12.2000

Am 08.12.00 beging der historische Stammtisch seinen 1. Jahrestag.

Als neuer Gast wurde Herr Diethard Mardek, tätig als Vermessungsingenieure, begrüßt.

Er berichtet, dass jedes Haus mit seinem Flurstück erfasst wurde, entsprechende Katasterkarten liegen bis 1890 zurück.

Geplant wird, anhand von alten Unterlagen den Ortskern von Obergurig als Modell nachzugestalten.

Es wurde der Vorschlag von Herrn Valentin unterbreitet, über Obergurig eine Ortschronik zu schreiben.

Es wäre günstig, wenn Einzelinitiative vom historischen Stammtisch, Heimatverein und Gemeinde in Bezug auf die Ortsgeschichte zusammengelegt würden, bzw. zugänglich gemacht würden. Als große Hilfe diene dazu die vorbildliche Archivführung von Frau Gauernack.

Herr Mach erhielt von Herrn Felkl, Karl aus Großdöbschütz einen Recognitionsschein für Johann Mros über das erlangte Zivileigentum an dem Hausgrundstück CAT Nr.22 zu Obergurig aus dem Jahre 1872. Später wurde dieses Anwesen von Herrn Oskar Kretschel bewirtschaftet. Herr Mardek nimmt Kaufkontrakte und Hypothekenbriefe über das Grundstück Lahode mit zum Übersetzen.

Aus der Schulzeit um 1920 zeigte Herr Kothe alte Bilder.

Der Besitzer der Landmaschinenfabrik, Herr Rausendorf, engagierte sich zu Lebzeiten sehr für die Vereinsbildungen in Obergurig und gestaltete somit ein Stück Fortschritt in dieser Gemeinde.

In Fortführung seiner Beschäftigung mit dem Heimatbuch von Obergurig stieß Herr Buchheister auf Protokolle aus dem Jahre 1862. Sie beinhalten die Wahlen in der Gemeinde, die Überprüfung der Armenkasse, das Feuerbuchwesen, das Gemeindebuch. Es geht auch daraus hervor, dass der Protokollant kein Ortsansässiger war.

Herr Mardek berichtete, dass bei Anbringen von Grenzsteinen unter diese Scherben, Ziegelsteine u.ä. gelegt wurden, um später den genauen Standort rekonstruieren zu können.

Beim Brand in der Sängerhalle gingen leider einige Zeitzeugen in Flammen auf, z.B. Schilder und Schulbänke.

Die historischen Ortsschilder, hergestellt von Herrn Rau, sollen wieder aufgebaut werden. Außerdem wird man sich bemühen, den Frenzelborn, der z.Zt. nicht funktioniert, wieder in Gang zu bringen.

Zurück