17. Der heilige Hain

An das Dorf Großpostwitz bei Bautzen grenzt das Dörfchen Haynitz, das sich an den Südwestfuß des sagenumrankten Drom- oder Thronberges schmiegt. Vor Zeiten war Haynitz von einem umfangreichen Wald umgeben, in dem nach der Volks-überlieferung ein Götzenbild des Flins aufgestellt war, zu dem das Volk aus meilenweiter Ferne wallfahrte. Man nannte jenen Wald den heiligen Hain und das Dörfchen, das mit der Zeit in ihm entstand, bekam den Namen Haynitz. So heißt es zur Erinnerung noch heute. Der heilige Hain ist nun schon lange gelichtet worden. Und nach Einführung des Christentums verschwand auch das Götzenbild. Die Reste jenes heiligen Waldes bildet aber noch ein kleiner Eichenhain, der wenige Minuten von Haynitz entfernt liegt. Hier hat sich schon manch Spuk ereignet. Nicht selten irrt durch diesen Hain nachts ein rätselhaftes Licht. Es gleicht einer Laterne, die von unsichtbaren Händen getragen wird. Auch geschieht es, dass durch den Busch bei herrschender Windstille ganz plötzlich ein orkanartiger Sturm braust, als sollten die wetterharten Eichbäume umgebrochen werden. Das soll das Zürnen der alten Götter sein, denen einst hier gedient wurde.