31. Der Wassermann und die Hebamme

In Großdöbschütz gab es früher im Tal an der Spreeaue einen See. Als die Hebamme dort eines Tages vorbeiging, rief eine Kröte mit menschlicher Stimme sie solle mitkommen, ihre Herrin bekäme ein Kind. Die Hebamme sagte darauf „Ja, ich will mit dir gehen!“ Da sprang die Kröte ins Wasser, welches sich gleich darauf teilte und eine Treppe freigab. Ein junges Mädchen stand dort und sagte: „Steige getrost hinunter, es wird dir kein Leid geschehen.“ Die Hebamme stieg hinab und das Wasser schloss sich über ihr wieder. Sie kamen in ein prächtiges Schloss. Hier lag auf einem seidenen Kissen eine wunderschöne Frau in Kindsnöten. Die Hebamme verstand ihre Kunst gut und als die Geburt glücklich vorüber war, erzählte ihr die junge Mutter, sie sei früher ein Menschenkind gewesen. Als sie einmal im See gebadet habe, sei der Nix gekommen und habe sie geraubt. Zuerst habe sie sich vor ihm gefürchtet, dann aber sei sie seine liebe Frau geworden. Kaum hatte sie geendet, kam der Nix ins Gemach, liebkoste Frau und Kind und beschenkte die Hebamme reichlich.