15. Dromberg und die Wasserkunst

Vor langen Jahren hat ein Mechanikus vom Stadtrat zu Bautzen den Auftrag bekommen, die Stadt mit Wasser aus dem Flusse zu versehen, allein da das Werk sehr kostspielig war, hat er sich verpflichtet, seinen Kopf herzugeben, wenn es nicht gehe. Er hat also eine so genannte Kunst gebaut und dazu einen der Türme in der Ringmauer verwendet, wo das Wasser durch Maschinen in die Höhe gehoben und von da in die Stadt geleitet wird. Als das Werk fertig war, siehe, da ging es aber nicht; man setzte also den Erbauer fest und es erwartete ihn sonach der Tod.

Indessen glückte es ihm, des Nachts zu entwischen; er flüchtete die Neusalzaer Straße hinaus, als er aber an den bei dem Dorfe Ebendörfel liegenden Berg kam, ward er plötzlich von Müdigkeit ergriffen, setzte sich nieder und schlief ein. Da träumte er so lebhaft, als sehe er es, dass in einer der Röhren seiner Wasserkunst eine Ratte stecke und infolge davon das Werk verstopft sei. Beim Erwachen beschloss er, auf die Gefahr hin, sein Leben einzubüßen, zurückzukehren und sich dem Rate zu stellen.

Wie gedacht, so geschehen; er kehrte um und stellte sich seinen Richtern unter der Bedingung, dass sie gestatteten, dass er, ehe er zum Tode geführt werde, noch einmal das Getriebe seines Wasserwerkes untersuchen dürfe. Dies ward ihm gestattet, und siehe, er fand wirklich eine Ratte in der Röhre, genauso wie er sie im Traum gesehen hatte. Als dieselbe herausgezogen war, ging die Wasserkunst und geht noch bis auf den heutigen Tag. Im Volksmund hieß; aber der Berg bei Ebendörfel fortan der Traumberg, woraus die Mundart Bautzens Dromberg oder Thronberg gemacht hat.

Nach einer anderen Quelle soll die schon längere Zeit benutzte Wasserkunst einst versagt haben. Niemand konnte jedoch die Ursache ermitteln. Da war um diese Zeit auf dem unweit Bautzens gelegenen bewaldeten Berge, der jetzt Thron- oder Dromberg heißt, ein Handwerksbursche in heißer Mittagsstunde eingeschlafen. Dabei träumte derselbe, dass an einer bestimmten Stelle in einem Rohre der Bautzener Wasserleitung ein großer Frosch sitze, welcher den Wasserzufluss hinderte. Er teilte seinen Traum in Bautzen den Ratsherren mit, und diese ließen an der bezeichneten Stelle nachsehen, wo sich richtig auch der Frosch vorfand. Die Stadt hatte nun wieder Wasser, der Handwerksbursche wurde belohnt, und der Berg erhielt zur Erinnerung an den Traum jenen Namen.